Virtuelle Telefonanlage in der Cloud - Quickstart



Vor über 20 Jahren revolutionierte asterisk als beliebig konfigurierbarer Werkzeugkasten den Markt für Telekommunikation und bildet seither die Geschäftsgrundlage vieler Firmen vom ersten VoIP-Anbieter sipgate bis zum Heim-Router-Platzhirsch AVM. So stellen moderne FritzBoxen wie virtuelle Cloud-Telefonieanlagen der VoIP-Anbieter letztlich nur Asterisk-Implementierungen mit eigenem GUI dar.

Da die Gesamtthematik SIP, RTP, IPv4/IPv6, NAT, STUN, Firewall nicht ganz trivial ist, die meisten Anleitungen, aber auch Standardwerke lange veraltete Asterisk-Versionen heranziehen und keine mir bekannte Quelle alle Aspekte umfasst, sei eine aktuelle Konfiguration für die eigene Cloud-Telefonanlage hier kompakt zusammengefasst. Diese bietet neben beliebig vielen weltweit erreichbaren Anschlüssen und Konferenzräumen unbegrenzter Teilnehmerzahl natürlich auch Sprachnachrichten inkl. Mailversand und die Anbindung an das öffentliche Telefonnetz.

VoIP

Telefonnummern und klassisches Telefonnetz sind überholt. Allerdings bieten erstere durch gesetzliche Regelungen ihrer Vergabe zusammen mit der auch über Internet kostenpflichtigen Gesprächsübertragung einen Schutz vor SPAM, welchen wir bei Mailadressen und kostenfreier Mailübertragung genau nicht haben. Niemand will sich vorstellen, welche Flut kaum rückverfolgbarer Werbetelefonanrufe uns sonst täglich erreichte. Daher wird uns der Begriff Telefonnummer noch eine längere Zeit erhalten bleiben, obwohl vermutlich die meisten Telefonate in den Backbones der Carrier über das Internet "gänzlich nummernfrei" übertragen werden.

Ebendort sind gedankliche Endstellen nurmehr Accounts analog Mailadressen, welchen lediglich zur Erreichbarkeit aus herkömmlichen Fest- oder Mobilfunknetzen ein oder mehrere Nummern rein konfigurativ zugeordnet sind, weswegen sich auch eine Rufnummernportierung auf wenige Konfigurationseinträge des abgebenden wie aufnehmenden Carriers beschränkt. Bei Übergang in und Verlassen des Internet werden Telefonnummern also lediglich auf Konten bei Providern abgebildet und umgekehrt.

Diese haben Mailadressen gleichbedeutend das Format und referenzieren somit ein Konto bei einem Internet-Telefonieanbieter, dessen Gateway zum Telefonnetz zwischen Nummern außerhalb und Konten innerhalb vermittelt, wobei einem Konto beliebig viele echte Nummern zugeordnet sein können.

Bei Einrichtung von Internet-Rufnummern in der FritzBox ist das einzugebende Passwort ebenjenes des Telefoniekontos bei Ihrem Internet- oder anderen VoIP-Provider und die FritzBox wird mit dieser Anmeldung zu einer (aber nicht der einzig möglichen) diesem Konto zugeordneten Telefonanlage, an welche wiederum analoge, ISDN-, DECT- oder VoIP-Telefone angeschlossen und ein oder mehreren über diesen Account übermittelten Nummern zugewiesen werden können. Für VoIP-Telefone wird dazu in der FritzBox ebenfalls erst ein VoIP-Account angelegt, an welchem sich beliebige Softphones wie echte VoIP-Telefone als Endstellen aus dem Intranet (bei entsprechender Konfiguration auch dem Internet) anmelden können.

Ein Anruf Tante Ernas aus dem echten Telefonnetz an die vermeintliche Telefonnummer des Enkels wird also im letzten Fall routed als

Anruf unter 089 123456 => Gateway des der Nummer zugeordneten Internet-/Telefonieanbieters => Account des Enkels => dort angemeldete FritzBox => VoIP-Account in FritzBox => dort angemeldete VoIP-Telefone im Heimnetz

Dabei ist nur sichergestellt, dass alle einem Account zugeordneten Telefonnummern zu Anrufsignalisierung aller dort angemeldeten Telefone führen, nicht jedoch (selbstverständlich), dass die gewählte Nummer diesen übermittelt wird. Letzteres hängt davon ab, welches Paket man zu diesem VoIP-Account erworben hat, also z.B. eine zweite Leitung, einen Komfortanschluss). Auch wäre technisch problemlos, sich z.B. mit einem Softphone von unterwegs bei seinem kombinierten Internet-/Telefonprovider anzumelden; dies wird jedoch von diesen meist und dann rein künstlich auf den Heim-Router und kaskadiert dahinter liegende Telefone des Heimnetzes beschränkt. Daher ist ratsam, Telefonnummern möglichst unabhängig vom Internetanbieter bei eigenen VoIP-Providern zu buchen, zumal diese bei einem Wechsel praktisch (und technisch wie dargelegt ohnehin) problemlos portiert werden können.

SIP/RTP, IPv4/IPv6, TCP/UDP und NAT



Ein VoIP-Telefonat besteht aus 2 Komponenten

Konfiguration der asterisk-Telefonanlage

Mit diesem Wissen können wir nun unsere eigene virtuelle Telefonanlage auf einem beliebigen (Root-)Server im Internet konfigurieren Wichtig Zwar kann asterisk alternativ auch über Datenbanktabellen konfiguriert werden, aber wir verfolgen wie immer den minimalistischen Ansatz (welcher uns auch nicht auf Free-PBX verweisen lässt, da wir ja nicht mit der Maus programmieren ;-)) über die klassische Konfigurationsdatei. Die Art, bzw. Präferenz der Konfiguration kann über sorcery.conf geändert werden.

Abschließend empfiehlt sich, die Firewall des Root-Servers z.B. über ufw == uncomplicated firewall für IPv4 und IPv6 so zu konfigurieren, dass Anfragen auf UDP-Port 3478 des STUN-Servers von überall, solche auf UDP-SIP-Port 5060 jedoch nur von bestimmten Adressen zugelassen werden.


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