Das Zen der Messerrasur - 1 Klinge genügt
Opinel No 6, Inox, selbst geschliffen Perfekte Rasur für Puristen (kein Scherz)

Dovo 5/8 Zoll, Silver Steel Carbonstahl, 1/1 Hohlschliff, Veilchenholz
Cut-Throat-Razor ... How very traditional ...
Können Sie sich die Erotik der Rasurszene aus Skyfall mit einem System(-Mehrklingen)- oder Elektrorasierer vorstellen ? Die Queen bewahre ! Das Testpublikum hätte ob solcher Unmännlichkeit sicherlich gekichert und ein entsprechender Werbespot würde nicht einmal Größtkonzernen in den Sinn kommen, welche Milliarden mit unverrottbarem Plastikmüll umsetzen. (Hier übrigens täuscht der Autor. Der Marktführer hat tatsächlich nichts verstanden und einen Werbespot für Supermarktkassenrasierer mit dem Bond-Moment beworben. Unglaublich, wem sagen Sie das !).
Nein, wir fahren Rad nicht mit Stützrädern, suchen am Treppengeländer Schutz oder fragen in der Fremde nach dem Weg, schon zweimal nicht in Damenbegleitung (sicherlich oft zum Leidwesen derselben, aber das ist ein anderes Thema).
Im eigenen Gesicht jedoch klammern wir wie ängstliche Buben den Rockzipfel der Risikoauslagerung.
So wir der urwüchsigen Anarchie sekundärer Geschlechtsmerkmale nicht allmorgendlich mit effizienter (zumindest effektiver) Langeweile eines TÜV-geprüften Elektro-Trimmers eher resignierend-genervt entgegentreten, übertragen wir entmündigt jedwede Verantwortung für Erfolg wie körperliche Unversehrtheit Groß-Konzernen, welche eine bedrohliche Klinge, zu millimeterkleinen Stummelchen kastriert, inkl. Gleitstreifen, Schonbeschichtung und kuscheligen Gummilammellen in ein rundum schützendes Vollkasko-Packerl aus Obsoleszenz-Müll wegschließen.
Dafür jedoch wird selbst der richtige Anstellwinkel der Schneidchen als Kindersicherung so unselbständig verbaut, dass Mutters Sohn ganz bestimmt nichts mehr passieren oder das Seelenheil gar durch Frustrationserlebnisse gestört werden kann. Jede Eigenverantwortung wird qua Garantiesiegel mehrfach outsourced wie eine Versicherung inkl. Rückversicherung. Nett für Kinder, welche sich auch mit einer App glattstreicheln würden, wenn das ginge, aber doch kein Vorbild für die nächste Generation.
Quis dicat (Nun mag jemand einwenden): "Ich hab' morgens keine Zeit und die Rasur ist nur notwendiges Übel, der einfachste Weg der beste." (Ist Ihnen der falsche Superlativ aufgefallen ? Genau das meine ich. Zu viel Geschwätz und zu wenig Präzision in unseren Leben. Abhilfe schaffen Latein, Altgriechisch oder (am besten und) der Umgang mit einem Rasiermesser.)
Genau diese Einfachheit gilt es wiederzuentdecken und -erlernen
- Lediglich eine einzige echte, selbst scharf zu haltende Klinge, nicht derer 5 Kastrationsrestchen
- 1-2 perfekte Züge je Wuchsrichtung, nicht 20 Versuche
- Ein System-/Mehrklingenrasierer (cartridge-razor) benötigt deutlichen Anpressdruck, ist bei merklichem Bartwuchs kaum zu gebrauchen, hängt und verstopft häufig und muss selbst bei täglicher Rasur mehrfach über dieselbe Stelle gezogen werden => bei 5 Klingen und mindestens 4 Zügen also gut 20 Versuche je Haar. Dabei wird durch die ersten Klingen unangenehm am Haar gezogen, bevor die weiteren Klingen dieses schrittweise bis unter die Hautoberfläche kürzen. Die Folge sind nicht nur mehr Hautirritationen sondern auch einwachsende Haare. Für manche Bereiche mit dazu besonders kräftigem Wuchs, im besonderen oberhalb der Oberlippe, ist er schlicht zu sperrig. In jedem Fall dürfen 20 Versuche als stümperhaft gelten.
- Seife (kein Dosenschaum oder Tubencreme), Wasser, Eigenverantwortung, anfänglich Schneid (hahaha, nettes Wortspiel), später gesunder Respekt und Virtuosität (bleiben wir jedoch auf dem (Bad-)Teppich und sagen lieber: Können).
- keinerlei (!) Müll
- außer einmal im Jahr das Verpackungspapier der Rasierseife ;-)
- Nur wer noch als Adoleszent Otto Waalkes' Szene zur Mülltrennung von Teebeutelbestandteilen nicht verstanden hat, mag obiges als Gegenargument anführen
- keine verbauten Kombi-Hilfestellungen (bitte ernst bleiben, Folgendes streichelt ungelogen täglich hundertmillionenfach über die Bäckchen großer Kinder, welche wie Oskar Matzerath nie erwachsen werden möchten)
- Gleitbeschichtung (Schmunzel)
- weiche Lamellen (Kicher)
- industriegefertigte und -geschärfte 5-fach-Klingen einzeln federgelagert (Lach)
- vorgefertigter Anstellwinkel (Prust)
- Plastikschutz rundum (Schenkelklopf)
- schlichtes Abspülen, keine verstopften Zwischenräume
- der Hohlschliff der Klinge wirkt wie ein Löffel, welcher Schaum und Barthaare in großer Menge abseits der Schneide "lagert"
- schärfste und beste Rasur - vollständig selbst erarbeitet (das zu erlernen bedarf jedoch Ausdauer und Durchhaltevermögen, somit weiterer erstrebenswerter Tugenden)
- Haltbarkeit (with the grain, across the grain und nur an unempfindlichen Stellen against the grain): 1,5-2 Tage
- Ach ja: Und Sie sparen über Jahrzehnte eine wirklich große Menge Geld (cf. jedoch unten RAD-Snydrom)

Stilleben mit echten und imitierten Dachsen
Gedankensplitter
zu Orientierung und Rückbesinnung ...
- Minimalismus: Reduktion auf das Wesentliche weil Eigentliche: 1 Klinge, kein Sicherheitsnetz, kein TÜV-Siegel, kein Schnittschutz, pure Effizienz
- Eigenverantwortung, Autarkie und Selbstwirksamkeit: Fehler wirken sich unmittelbar schmerzhaft aus. Es gibt viele Fehlerquellen. Niemand ist schuld außer man selbst und das akzeptiert Mann. Es gibt keine Abkürzungen und keine Geschenke. Das ist klar, ehrlich und real. Gute Ergebnisse müssen vollständig selbst erarbeitet werden und bekommen dadurch erst ihren Wert.
- Leave no trace: Vollständige Abfallvermeidung, hohe Kultur anstelle Wegwerfkonsums
- Harmonisches Ineinanderfließen vieler Details, Achtsamkeit und Würdigung
- Durchgehende Konzentration auf 1 Sache ohne jede Ablenkung: Flow, Zen, Meditation, Selbstfindung, Bewusstwerdung, im wahren Wortsinne un-mittelbare Erfahrung der Wirklichkeit, Beruhigung von Geist und Gedankenflut
- (Nur) eine extrem scharfe Schneide, also ohne Übertreibung tödliche Waffe, am Hals lehrt wirkliche Konzentration (the real deal)
- Die ältere Generation kennt sicherlich noch Kung Fu mit David Carradine. Daraus könnte dieser Satz stammen.
- Tradition: Weitergabe des über Jahrhunderte Bewährten von Generation zu Generation; Erleben der eigenen Existenz im (kultur-)geschichtlichen Kontext; Begründung einer Vererbungsreihe von Vater an Sohn
- Entdeckung der Langsamkeit, Stille, Erlebnisbandbreite, Wechsel von Anspanung und Entspannung, Präzision und Perfektion, Einklang und Harmonie, Achten auf Details, Leben im Augenblick
- Überlieferte Handwerkskunst, Wertigkeit und Werthaltigkeit durch eigene Fähigkeit
- Anachronismus und Abenteuer, Stil, Passion, Eleganz
- Sinnlichkeit der perfekten Rasur, verstärkt durch Reflexion einer langen wie harten, allein gemeisterten Lernkurve bis zu diesem Ziel; doch davon gleich mehr ...

Dovo 5/8 Zoll Bergischer Löwe mit spanischem Kopf, Schwedenstahl (Carbonstahl), 1/1 Hohlschliff, Rotholz
Nun der männliche Teil
oder: Was klar sein muss ...
- Sie werden sich schneiden. Oft. Akzeptieren Sie das ! Punkt.
- Natürlich schneidet man sich nicht wirklich, solange die Klinge nicht in Längsrichtung geführt wird, aber etliche dramatisch blutende Kratzer wird es geben. Das heilt alles wieder. Und wie bei Three-Finger-Test-Of-Edge-Sharpness (Geduld, kommt gleich) gilt: Mit den schärfst denkbaren 7cm auf Fingerbeeren oder Gesicht weiß das Gehirn des adulten Mitteleuropäers automatisch, wie weit man gehen darf. Keine Sorge ;-)
- Die Schärfe der Schneide prüft man nicht durch "Abschneiden von Armhärchen", sondern den professionell unerschrockenen Three-Finger-Test-Of-Edge-Sharpness von Murray Carter
- Ja, die empfindsamsten Stellen der Finger werden in Schnittrichtung an der Schneide geführt, nicht quer dazu !
- Es wird (längere Zeit und merklich) schlechter, bevor es besser wird und erfordert viel Übung und Frustrationstoleranz, bis man sich nicht mehr lächerlich macht. Das ertragen wir. Die Früchte danach sind alles wert und "dann lacht keiner mehr" cf. hierzu auch The Art of Manliness - How to shave with a straight razor ;-)
- Disclaimer: Wenn Sie 1-2 Monate durchhalten, droht eine klinische Manifestation, welche in der Fachwelt auch als RAD: razor acquisition disorder (cf. unten) bekannt ist.
- Es handelt sich hierbei um den hemmungslosen Erwerb vieler weiterer Rasiermesser im Endorphinrausch erster Erfolge
- Eine weitere Falle hält die Anhäufung teurer Schleifsteine bereit, welche jedoch sämtlich nicht notwendig sind (cf. unten)
- Bereiten Sie sich auf Folgendes vor. (Der einzige Weg führt hindurch, nicht drumherum, deswegen durchschreiten wir diese Schule des Lebens ja)
- Es gibt diesen Moment, an welchem man das erste Mal mit einer 7m cm langen Klinge ("Hic Rhodus, hic salta") ohne echte Not an der Gabelung zwischen Idiot und Held mutterseelenallein im Bad steht, schluckt und, wenig Trost eines eher stirnrunzelnden Umfeldes erwarten dürfend, aufs Äußerste angespannt versucht, Youtube-Wissen in zaghaft-verkrampfte Bewegungen umzusetzen, ohne gefühlt zu verbluten, bevor der Schaum eintrocknet.
- Es folgt das erste, mehrere Wochen zu wiederholende halbstündige Scharmützel zwischen Messer-Vorbereitung, bereits 'mit dem Strich' verunglückenden Anstellwinkeln, Ziepen, Rupfen, Haut spannen, Hände trocknen, Blutungen stillen und beständiger Iteration ob verschiedener Wuchsrichtung wie -dichte parallel zu innerer Suche nach einem Rest männlicher Würde in all dem. Unglaublich, wie komplex die Oberfläche eines vermeintlich Jahrzehnte vertrauten Gesichts sein kann. ((γνῶθι σεαυτόν): Erkenne Dich selbst, wie der Altgrieche sagt)
- Und es gibt diesen Moment nach der ersten Schlacht, wenn die Mischung aus Blut und Schaum aus dem Gesicht gewischt ist und man sich angesichts einer Übermacht vom Feldzug unbeeindruckter Bartstoppeln nunmehr sicher sein kann, welchen Weg voriger Gabelung man unumkehrbar eingeschlagen hat. Ein erhebendes Gefühl völliger Unzulänglichkeit verdrängt jeden Rest männlichen Selbstwertgefühles, nicht jedoch ohne Kompensation durch die aufbauende Erkenntnis, garantiert der erste in 200-jähriger Ahnenreihe zu sein, welcher nicht mal in der Lage ist, ein Messer zu schärfen, nichtsweniger als ein domestizierter Trottel. Unfähig, mit den Spuren offensichtlicher Grobmotorik gebrandmarkt und stoppelig wie zuvor. Alles Quatsch von wegen 'sanfte Rasur und glatt wie ein Baby-Popo'. Hollywood-Erfindung !

Dovo 5/8 Zoll, Silver Steel Carbonstahl, 1/1 Hohlschliff, Olivenholz
In der Mitte der Nacht beginnt der neue Tag
Jedoch: Die Talsohle ist hier bereits erreicht.
Man weiß nur noch nicht, dass in diesem Augenblick lediglich die Lernkurve aus der Erwartungshaltung verklärter Erlebnishöhe jäh auf emotional Null normiert wurde. Diese Eichung allerdings separates the men from the boys. An diesem Punkt gibt auch der Letzte der Buben auf und Erstere sind unter sich (aber jeder für sich allein ;-)
Ab nun trotzen wir jedem Feldzug gegen das eigene Gesicht kleine Geländegewinne ab und siehe da: Ganz allmählich, Tag um Tag, beginnt sich im Wechsel morgendlichen Do or dies mit abendlich autodidaktischem Messerschleif-studium generale eine Ahnung späterer Perfektion und Harmonie herauszubilden, welche sich nach etwa 5 Wochen zur überheblichen Gewissheit eigenen, einzigartigen, nicht käuflich erwerbbaren Könnens verdichtet.
Leider hat man in diesen Wochen eine intime Beziehung zu seinem ersten Rasiermessers aufgebaut, welche unweigerlich zu dem von unser aller Lehrmeister Geofatboy erstmals wissenschaftlich beschriebenen RAD-Phänomen (cf. oben) führt und nach deutschem Pschyrembel als dem weiblichen Schuherwerb medizinisch gleichgestellte Verhaltensauffälligkeit gilt.
- Und wie die bessere Hälfte der Menschheit aus jahrtausendealter Erfahrung mit Fußbekleidung weiß: Sich dem Unvermeidlichen entziehen zu wollen, wäre töricht.
In diesem etwa 5-wöchigen Almaufstieg demütigen Lernens
- weicht Ängstlichkeit über Unbehagen (sagen wir Dehnung der Komfortzone) zunehmender Sicherheit
- werden jeden Tag mehr Areale mit der Sense erschlossen
- zu Beginn nur mit, später dann quer zu und letztlich auch gegen den Strich
- lernt man parallel durch Literatur und unerschrockene Übung, ein Rasiermesser tatsächlich scharf und nicht stumpf zu schleifen. Bis dahin ist man mit nahezu allen Arten von Schleifsteinen und Körnungen ebenso auf 'Du und Du' wie mit den elektronenmikroskopischen Aufnahmen verschiedenster Bearbeitungsschritte und das Messer hat wenigstens genau so gelitten wie man selbst.
- gewöhnt man sich an Rasurbrand für den ersten Monat, vermeintlich jedoch den Rest des Lebens. Danach jedoch gibt er sich dem wachsenden Können mit Klinge, Schleifstein und Abziehriemen, ach was Nichtswenigerem als der Virtuosität des Meisters selbst, geschlagen wie eine Kinderkrankheit aus fernen Tagen,
- bevor in der Latschenzone ab Woche 4 des nun flacheren Kenntnis-Anstiegs schließlich unaufhaltsam die immerwährende Zen-Phase hingebungsvoller Versenkung beginnt, an deren stets zu frühem Ende regelmäßig die perfekt-minimalistische Rasur steht. 1 Klinge. Jeder Zug sitzt. Glatt wie ein Baby-Popo ! Fast traurig, dass man nun wieder 24 Stunden warten und sich zwischendurch den notwendigen Übeln des Alltags widmen muss. Aber welch ein Start in selbigen !
- weiß man letztlich, warum Daniel Craig, welcher sich in der Rasurhierarchie vermutlich maximal bis zum Rasierhobel vorgearbeitet hat und im Ernstfall einen Stuntman benötigt hätte, lieber gleich einer kompetenten Damenhand anvertraut. Und es stimmt, was Naomi Watts im englischen Original über das Kinn (against the grain) sagt: This is the tricky part (in der deutschen Synchronisation natürlich wieder völlig sinnentstellend wiedergegeben und daher hier nicht wiederholt).

Dovo 5/8 Zoll Inox, rostfreier Edelstahl, 1/1 Hohlschliff, Olivenholz
Dos and Donts
oder no frills: Das hat sich bewährt:
- Kaufen Sie 1 gutes Rasiermesser. Es ist eine Investition bis zum Lebensende, ggf. sogar dasjenige des Sohnes und Enkels.
- Glauben Sie nicht ? Das erste Rasiermesser bleibt ein Leben lang die andere Hälfte obiger Schicksalsgemeinschaft. Das prägt und bindet. Selbst wenn Sie später Dutzende Messer besitzen sollten: Die (Geburt hätte ich fast gesagt) Öffnung der Schachtel mit dem allerersten Messer vergisst man niemals. Handschlag drauf.
- Erwerben Sie
- ein 5/8-Zoll Carbonstahl-Rasiermesser mit 1/1-Vollhohlschliff und Rundkopf (ich empfehle eines der Solinger Traditionsunternehmen)
- Der Hohlschliff bewirkt hohe Schnitthaltigkeit, fungiert bei Rasur wie ein Löffel, welcher Schaum und Haare aufnimmt und sorgt auf dem Schleifstein bei flacher Auflage automatisch für den korrekten Schärfwinkel
- Wer wie alle Anfänger zweifelt, ob/dass das gelieferte Messer wirklich shave-ready ist, sei versichert: Dem ist so. Zweifler seien auf folgende sehr verdienstvolle Shave-Ready-Demo eines von dieser FAQ genervten Fachhändlers verwiesen. Nicht verwunderlich, dass selbst in Amerika nahezu nur Solinger Messer als Qualitätsikonen vertrieben und geliebt werden.
- Und wer sich wissenschaftlich in das faszinierende Thema sharpness, keenness, burr, foil, honing, stropping und alle Arbeitsgänge mit vielen elektronenmikroskopischen Vergleichen einlesen möchte, mag hier konsultieren. Es sei jedoch gleich gesagt: Das ist alles sehr interessant; schärfen jedoch letztlich sehr einfach, wenn man weiß, was man "nur" tun sollte (cf. unten).
- Ob Inox-Variante (nicht rostend) oder Kohlenstoff-Stahl, ist in der Praxis egal. Beide sind scharf genug und beide rosten bei regelmäßiger Trocknung nicht.
- eine Rasierseife (oder sonst bitte sehr hochwertige Rasiercreme, auf keinen Fall Fertigschaum aus der Dose), bietet beste Qualität, hält ewig und erzeugt keinen Müll
- einen Rasiertiegel
- einen Pinsel aus Dachshaar-Imitat (Silver-Tip-Fibre von Mühle); echtes Dachshaar ist (nur nicht für Dachse) stilvoll, dessen bedarf es jedoch nicht
- ein spezielles Rasurhandtuch (besteht aus dem richtigen Material der richtigen Größe und Stärke für eine feucht-heiße Kompresse)
- Die Vorbereitung der Rasur ist das Wichtigste. Mit ihr steht und fällt jeder Erfolg.
- Heiße Kompresse (Feuchtes Rasurhandtuch bei 600 Watt 2 Minuten in Mikrowelle, danach gleich Umbinden, Zögern ist für Kinder), um die Poren zu öffnen und die Stoppeln, deren Widerstand demjenigen von Kupferdrähten gleichen Durchmessers entsprechen (!), einzuweichen
- Seife als Ganzes in Rasiertiegel, cremigen Schaum aufschlagen und 1 echte Minute "richtig einmassieren" => ohne gut eingeweichte "Kupferdrähte" keine gute Rasur; Alibi-Schaum muss nicht auf, sondern Feuchtigkeit in die Haare (das Messer kann sonst nichts dafür)
- Die primäre Schneide des Messers dringt zwischen überlappende Keratinschuppen des Barthaares. Aufquellen derselben erweicht das Keratin und schiebt gleichzeitig die Schuppen auseinander. Wie gesagt: Wir sprechen hier von Widerständen analog Kupferdraht
- lather up: (Immer wieder im Verlauf der Rasur) einseifen (das Gefühl für perfekte Schaumzusammensetzung kommt mit der Zeit automatisch. Man weiß sofort, wenn man das erste Mal die richtige Konsistenz hinbekommen hat.)
- Messer auf (unbedingt straff gespanntem) Streichriemen (1 Seite Leinen, 1 Seite Leder mit Chromoxidpaste) abziehen, während Kompresse heiß wird. Hängt der Streichriemen auch nur leicht durch, wird die Schneidkante des Messers abgerundet statt aufgestellt. Abziehen schärft nicht, sondern stellt den Grat der Schneidkante wieder auf.
- Machen Sie sich wenig Gedanken über den Anstellwinkel (zu steil => Schnitt in Haut; zu flach => Ziehen am Barthaar); er (wird zu Beginn meist zu steil gewählt und) stellt sich mit Übung stets alleine richtig ein. Reine Gefühlssache (und diesen Bezug zu sich selbst wollen wir ja unter anderem Wiederfinden).
- Schauen Sie sich (in dieser Reihenfolge empfohlen)
- das vielleicht beste Lehrvideo von Lynn Abrams und
- aus der sehr populären Reihe Geofatboys als Starter z.B. folgenden Beitrag
an.
- Die Verbindung von Messer und Griff wie auch Griff, Scharnier und Hände selbst bleiben stets trocken. Nach der Rasur wird die Klinge gut luftgetrocknet. Wasser ist Feind, Kamelienöl der Freund aller Messerteile.
- Wenn Sie die Haare an Ihrem Unterarm beim ersten Versuch rasieren können, ist das Messer scharf (sofern Sie noch nicht mit obigem Three-Finger-Test-Of-Edge-Sharpness vertraut sind). Punkt. Das Messer muss nach der Rasur 24h ruhen. Durch Abziehen vor Rasur wird (lediglich) der Grat wieder aufgestellt.
- Das Messer muss nur sehr, sehr selten (alle halbe Jahre) leicht nachgeschärft, eigentlich nur etwas umfangreicher als vor jeder Rasur abgezogen werden und das ist einfach, wenn man weiß, was man alles nicht braucht (!).
- Da Sie wie alle (denken Sie sich nichts) rookies früher oder später doch zweifeln werden, ob das Messer wirklich scharf ist, beginnen Sie mit einer Shavette (cf. Bild unten), welche wie ein straight-razor funktioniert, jedoch mit Rasierklingen bestückt wird, bis Sie Rasurvorbereitung und -Technik beherrschen. Das schließt die (für den Anfänger irrtümlich gefühlte) Hauptfehlerquelle aus.
- Die Rasur selbst besteht aus leichtem drucklos-flachem Schaben über kurze Strecken, welches neben haptischem ein deutliches Audio-Feedback bietet (und für den Connaisseur sehr befriedigend ist)
- Zu Beginn arbeiten Sie ausschließlich mit dem Strich, eventuell in einem zweiten Durchgang noch quer zum Strich und nur im fortgeschrittenen Stadium und (nicht oder) hohem Anspruch auch gegen den Strich.
- In den ersten Wochen werden Sie alle oder die meisten Areale des Gesichtes nach Übungsdurchgang mit dem Messer noch einmal gemäß Ihrer herkömmlichen Methode rasieren (müssen). Wie gesagt: Es wird schlechter, bevor es besser wird (dann jedoch als alles andere).
- Die Wuchsrichtung der verschiedenen Gesichtsareale ermitteln Sie am besten mit dem Zeigefinger als Übungsmesser
- Für das Nachschärfen brauchen Sie kein teures Equipment. Das meiner Ansicht nach perfekte Tutorial des Meisters Murray Carter (einmaliger Materialaufwand etwa 30 Eur), den ich ob seiner bodenständigen no frills-Mentalität sehr schätze, gibt es hier.
- Klinge nicht umwickeln, da Klingenrücken und Primärschneide flach aufliegend bereits den Schleifwinkel vorgeben
- 1000er-Wasserstein (japanische Körnungsbezeichnung; als Doppelstein (mit weiterer Körnung) ca. 30 Eur)
- in der Praxis nur notwendig, wenn Primärschneide an sich hergestellt werden muss, das Messer also durch falsche Handhabung beschädigt wurde
- edge-leading-strokes; edge-trailing-strokes (in Richtung Schneide und in Richtung Rücken)
- Three-Finger-Test-Of-Edge-Sharpness (cf. oben)
- Auf 6000er-Wassertein nur abziehen, d.h. edge-trailing-strokes, da Unebenheiten, Schleifschlamm (slurry), Abrieb (swarf) und Fremdkörper Schneide sonst eher durch Carbidausbrechungen beschädigen (bumps, undulations, dips)
- Es ist völlig egal, ob es sich um eine 4000er, 6000er oder 8000er Körnung handelt
- bisher enstandenen Grat (burr) durch gefühlvollen "Schnitt" in Holz entfernen
- auf Zeitungspapier mit harter Unterlage abziehen (d.h. gegen die Schneidrichtung)
- auf straffem, unbedingt ebenen Leder mit Chromoxidpaste abziehen (abziehen auch hier = "Immer gegen die Schneidrichtung")
- Three-Finger-Test-Of-Edge-Sharpness
Mehr wäre weniger. Natürlich können Sie sich viele teure Schleif- und Abziehsteine zulegen, werden aber am Schluß wahrscheinlich analog "Oh wie schön ist Panama" das Ziel dort finden, wo Sie aufgebrochen waren (bzw. hätten bleiben sollen). Profitieren Sie von den Erfahrungen anderer und sparen das Geld (z.B. für ein neues Rasiermesser; früher oder später können Sie ohnehin nicht widerstehen). Die hohe (meiner Ansicht nach sehr interessante, aber nicht notwendige (ich habe zunächst so begonnen und mehr Geld in Schleifsteine investiert, als ich meiner Gemahlin je beichten darf)) Kunst von Howard Schechter kann hier bestaunt werden.

Dovo Shavette Olivenholz: Für Einsteiger empfohlen: Handhabung wie Rasiermesser, aber mit Rasierklingen
Und wenn Sie sich das alles nicht zutrauen: Wechseln Sie wenigstens zur zweitmännlichsten Lösung: Dem Edelstahl-Rasierhobel (Safety-Razor) mit Rasierklingen ... für Umwelt und Geldbeutel (100 2-schneidige Astra-Rasierklingen ca. 18 Eur) ... ;-)
- Nur 1-2 Züge einer einzigen Klinge mit direktem Abschnitt auf (nicht unter) der Haut => keine Hautirritationen, keine einwachsenden Haare, kein/kaum Abfall, minimale Kosten, stilvoll und wertig

Mühle Klassischer Rasierhobel mit offenem Kamm
Ja und wenn Sie's doch bis hierher geschafft, alles perfektioniert und mindestens 1 Jahr Übung einschließlich Schliff-Technik haben: Opinel No. 6 aus Carbonstahl oder als rostfreie Inox-Variante zu 9,85 €
, nach Murray-Carter-Methode geschliffen und abgezogen, für die Zen-Meisterschaft ...
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